Mark Zuckerbergs neueste Imagetour soll von Datenschutzproblemen und Desinformationskampagnen bei Facebook ablenken. In der Kombination von „eigenen Bereichen für hochwertige Medieninhalte und vertrauenswürdige News“ und dem Engagement von dpa als Fake-News-Prüfer, scheint Zuckerberg ein ganz besonderes Meisterstück gelungen zu sein.
Die dpa – Deutsche Presse Agentur – ist eine GmbH mit 180 Gesellschaftern aus Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, Verleger, Rundfunkanstalten und -gesellschaften. Darin liegt ihre Besonderheit:
„Die dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH ist der unabhängige Dienstleister für multimediale Inhalte. Die Nachrichtenagentur versorgt als Marktführer in Deutschland tagesaktuelle Medien aus dem In- und Ausland“, so eine Selbstbeschreibung unter www.dpa.com/de/
Aber die dpa ist noch mehr, dpa ist eine privilegierte Quelle.
Dazu aus Telemedicus (https://www.telemedicus.info/urteile/tag/Agenturprivileg):
KG Berlin: Agenturprivileg bei Übernahme von Agenturmeldungen
Urteil v. 07.06.2007, Az. 10 U 247/06
Medienangehörigen obliegt zwar grundsätzlich die Verpflichtung zur sorgfältigen Prüfung des Inhalts ihrer beabsichtigten Veröffentlichung. Dies gilt jedoch nicht bei der Übernahme von Agenturmeldungen, wenn diese aus einer so genannten privilegierten Quelle stammen (Agenturprivileg).Diese Privilegierung findet ihre Grenze erst, wenn für den übernehmenden Journalisten Veranlassung zu konkreten Zweifeln an der inhaltlichen Richtigkeit der Meldung bestanden. Ob und inwieweit bei entsprechend übernommenen Meldungen eine Pflicht zur sorgfältigen Überprüfung oder konkreten Nachrecherche besteht, hängt von der Art der Quelle ab, aus der die Meldung stammt; je seriöser die Quelle ist, desto geringer ist die Pflicht zur journalistischen Sorgfalt.
Was heißt das nun, wenn der Dienstleister der Medien und eine privilegierte Quelle sich bei Facebook einbinden läßt?
1. Werden Informationen auf Facebook nun etwas Besonderes? Gilt für die Übernahme von Facebooknachrichten – und ein eigener Newsbereich soll ja aufgebaut werden – nun auch eine beschränkte Sorgfaltspflicht?
2. Gibt es künftig eine Wertigkeit von Nachrichten – die von dpa kontrollierten und die nicht von dpa kontrollierten?
3. Werden Facebook-Accounts von Mediendiensten, die Gesellschafter bei dpa sind, künftig von dpa kontrolliert?
4. Wie ist eigentlich die Wettbewerbslage zu sehen? Macht man sich in Zukunft über dpa – Facebook selbst Konkurrenz, oder baut man nur eine vermeintliche Seriosität von Facebook auf, die etablierte Medienunternehmen in Zukunft verdrängt?
Man kann nur hoffen, daß die Gesellschafter von dpa Antworten haben. Aus Sicht der Rezipienten und für Ansprüche auf Gegendarstellung oder gar Widerruf wegen Verletzung u.a. der journalistischen Sorgfaltspflichten, ist die Verbindung dpa-Facebook kein Gewinn.