Desinformation

EU-Kommission fordert von Onlinediensten wie Facebook & Google mehr Einsatz gegen „Fake News“, so die Schlagzeilen vieler Informationsmedien Ende Januar 2019 mit Blick auf die Europawahl.

Fake News sind dem Wortlaut nach erst einmal Falschnachrichten. Es war schon immer die ureigenste Aufgabe von professionellen Journalisten, durch gründliche Recherche falsche von richtigen Informationen zu trennen und nach der Relevanz die Veröffentlichung von Nachrichten zu gewichten. Damit kam den Journalisten eine Schutzfunktion für die Informiertheit der Gesellschaft zu, die weder mit zu vielen noch mit falschen Informationen in ihrem Meinungsbildungsprozeß getäuscht werden sollte.

Falschnachrichten sind keine Nachrichten, und die Diskussion über eine Falschnachricht kreiert eine bis dahin nicht vorhandene Nachricht. 

Dennoch beflügelte der amerikanische Wahlkampf und der amerikanische Präsident die Debatte um Fake News in Europa, und ließen „Faktenfinder-Einrichtungen“ bei Medienanbietern entstehen. Faktenfinden wurde plötzlich zu etwas Besonderem, obwohl es die ureigenste Aufgabe von Journalisten ist.

Der deutsche Bundestag brachte mit dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) eine Lösch- und Berichtspflicht für Anbieter soziale Netzwerk im September 2017 auf den Weg, und überließ die Entscheidung über das Vorliegen von strafbaren oder rechtswidrigen Inhalten den Betreibern dieser Netzwerke.

Art. 5 GG: (1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

Es sei die Frage gestattet, ob wir uns bei dem Thema Fake News eigentlich mit dem richtigen Problem beschäftigen, oder viel zu kurz denken?

Geht es in Wahrheit nicht um Desinformation, ein vielfaches Mehr als Fake News, weil man die komplexen Wirkungsmechanismen von Propaganda und Wahrnehmungsmanipulation erfassen muß?

Sind wirklich nur ein paar Fake News die Ursache für Trump oder den Erfolg der Brexit-Kampagne? Wohl kaum. Desinformation ist immer eine strategische Beeinflussung einer Gesellschaft durch eine Mischung aus Halbwahrheiten, Lügen und selektiver Hervorhebung von Tatsachen, um so ein übergeordnetes Ziel zu erreichen. Fake News sind ein Rad im Getriebe und ihre besondere Hervorhebung durch vermeintliche Faktenfinder nur ein Baustein einer langfristigen Strategie der Desinformation.

Die FAZ vom 30.1.2019 widmet der Desinformation auf Seite 13  einen Artikel, im dem es heißt:

Das letzte entscheidende Zahnrad ist der Mainstream der sozialen Medien und Pressehäuser. Werden hier die Fake News als Gerüchte aufgenommen und verbreitet, ist eine Manipulation der öffentlichen Debatte nicht mehr auszuschließen.

Journalisten sollen ihre professionelle Recherche machen und Anbieter von sozialen Netzwerken sollen sich nicht zum Zensor aufschwingen dürfen.

Wir brauchen eine öffentliche Debatte über die Manipulation unserer Meinungsbildung, über Desinformation, weil sie unser Recht auf freie Meinungsbildung untergräbt.

Dazu gehört auch die „Macht der Influencer“.