Sommerpause

Auftakt der Kieler Woche 2019

Sommerpause in der Natur – wundervoll.

Sommerpause in den Medien – das falsche Signal.

Eine Talkshow nach der anderen verabschiedet sich für die kommenden Wochen. Fußball zur Rettung der Einschaltquoten wird nachmittags und abends gesendet. Alte, gefühlt unendlich oft wiederholte Krimis füllen auf allen Kanälen das Abendprogramm – in der Woche, am Samstag, am Sonntag. Dankbar stürzen sich die Nachrichtenleute auf Klimaschutz und Volksparteien, um damit in Dauerschleifen Sendungen zu füllen, ohne die vielen anderen Brennpunkte auf der Welt einer tieferen Betrachtung unterziehen zu müssen. Es lebe der Generalismus, es lebe die Agenturmeldung, es lebe die oberflächliche Recherche. Mord, Totschlag, Unfall und Wetter sind dankbare Themen und Lückenfüller.

Die Presse ist nicht besser. Zeitungen werden dünner und Beilagen werden dicker. Da kommen 40 Seiten Eigenwerbung von Google in einer Hochglanz-Farbbeilage vom Wochenende in überregionalen Blätter gerade recht.

Selbst als Springer den Verkauf von Anteilen an KKR bekannt gibt, bleiben die Pressekollegen seltsam ruhig – als wenn die Erfahrungen mit ProSiebenSat1 nicht existierten.

Sommerpause in den Traditionsmedien Presse und Rundfunk heißt ausweichen der Rezipienten auf anderen mediale Angebote.

Wer sich informieren möchte, wer nicht die x-te Wiederholung konsumieren möchte, der sucht sich etwas anderes – wie wäre es dann mit Netflix oder AmazonPrime. Nachrichten gibt es irgendwo online – zur Not bei Facebook.

Wer der Meinungsbildung in einer Gesellschaft zu dienen hat – wie Presse und Rundfunk – der kann sich nicht in eine Sommerpause der Langeweile und Wiederholungen verabschieden. Der schafft sich selbst weiter ab. Verlorene Rezipienten sind schwer zurückzugewinnen – und mit welchen medialen Angeboten eigentlich?

Sommerpausen sind die Folgen von Einsparplänen – in der Presse ebenso wie im Rundfunk. Die Ursachen sind komplex- scheinbar zu komplex.

Zumindest beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk hätten die Bundesländer die Möglichkeit, die finanzielle Ausstattung den tatsächlichen Programmanforderungen folgen zu lassen. Aber weit gefehlt. Beim ör Rundfunk – und nur dort, verkaufen sich Politiker aller Parteien als Sparanwälte der Beitragszahler. So lenkt man von fehlenden Steuersenkungen oder der Abschaffung des Solidaritätszuschlags trefflich ab, und suggeriert, daß man durch einen stabilen Rundfunkbeitrag alle Bürger entlaste.

Und was ist mit den Opportunitätskosten. Wieviel investieren die Zuschauer und Zuhörer in Alternativen, wenn der ör Rundfunk in die Sommerpause geht?  

Die finanzielle Notwendigkeit von Sommerpausen in Rundfunk und Presse paßt nicht zur Gewährleistungsverpflichtung des Staates für Rundfunkfreiheit und Pressefreiheit, um freie Meinungsbildung zu garantieren.